JOACHIM HUTH

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Joachim Huth

24.05.18

 

Ausblick und Wiederentdeckung

Wenn Vater seine Manuskripte mühselig mit ..zig Durchschlägen auf seiner Schreibmaschine „im Adlersystem zusammenhackte“, wurde er für jeden Tippfehler mit Wiederholungen bestraft. Zur Erleichterung seiner Arbeit begann zunächst meine Schwägerin Josefine, ihn bei den Schreibarbeiten zu unterstützen. Vaters schwer lesbare Handschrift, ein von ihm selbst entwickeltes (und nur ihm als Einzelkämpfer vertrautes) System von Abkürzungen sowie die Vielzahl der lateinischen Zitate in den Texten stellten an diese Arbeit besondere Herausforderungen und machten so wiederholte Nachbearbeitungen erforderlich.

Durch meine Tätigkeit in einem Forschungsinstitut hatte ich bereits in den 1980er Jahren Zugriff auf die damals gerade erst aufkommende Computertechnik. Damit war es plötzlich viel leichter möglich, Korrekturen vorzunehmen, Texte umzugestalten, Passagen zu verschieben, ohne jeweils den gesamten Text neu abtippen zu müssen. So übernahm ich die Schreibarbeiten, buchte in den Nachtstunden freie Computerkapazitäten, tippte die Texte als Manuskript, schickte diese mit der Post zur Überarbeitung nach Hause, bekam sie auf dem gleichen Wege zurück zur Korrektur und konnte sie in der erforderlichen Stückzahl drucken. Dadurch erfuhr ich viele Details zum Inhalt und der Richtung, in der sich Vaters Forschungen bewegten, und welche Planungen er für die Fortsetzung der Arbeiten bereits hatte.

Nach Vaters Tod haben meine Schwestern die Bibliothek und die schriftlichen Aufzeichnungen gesichtet, Leihgaben an die entsprechenden Eigentümer zurückgeführt, Bücherbestände an interessierte Einrichtungen und Archive übergeben und Gespräche mit Fachkollegen und anderen interessierten Personen geführt, um ein Maximum des Nachlasses sichern zu können. Vom verbleibenden Bestand beließen wir die familiär geprägten Archivalien und die Literatur zur Oberlausitz in Dürrhennersdorf. Die restlichen Unterlagen (handschriftliche Aufzeichnungen, Skizzen, Manuskripte, Bücher, Kopien und andere Dokumente – ca. 7 Kubikmeter Papier !) nahm ich mit einem Kleintransporter mit nach Köln. In mühseliger Kleinarbeit habe ich diese Unterlagen gesichtet, nach Themen sortiert, persönlich gewidmete Unterlagen an interessierte Dritte weitergeleitet, verschiedene unveröffentlichte Manuskripte vervollständigt, Unterlagen zu Vorträgen, Entwürfen und Veröffentlichungen komplettiert und die Publikationsliste erstellt.

Da ich berufstätig bin, Vaters Hobby leider nicht auch das meinige ist, die Vorarbeiten für den Teil C des hier vorgestellten Werkes zum Bistum Meißen aber nicht verloren gehen, sondern vielleicht sogar weiterbearbeitet werden sollten, habe ich mich entschlossen, diese (zumeist handschriftlichen) Aufzeichnungen in einem süddeutschen kirchlichen Archiv einzulagern. Ich habe die Hoffnung, dass diese Archivalien eines Tages - vielleicht angeregt durch diese Zeilen - von einem Theologen, Kirchengeschichtler, Historiker, Heimat- oder sonstigem Hobbyforscher wiederentdeckt und weiterbearbeitet werden, so dass aus den von Vater vorbereiteten und angedachten Puzzleteilen ein differenzierteres Bild von der Ausbreitung des Christentums in Europa entsteht. Die Materie bietet sicherlich genug Stoff für mehrere Bachelor-, Master-, Magister- oder Promotionsarbeiten oder für ein themenübergreifendes Forschungsprojekt.